Übersicht:
1. Die Herausforderung sind die Bestandsgebäude, nicht der Neubau!
2. Effizienz ist Schlüssel für Technologieneutralität
3. « Der Neubau ist der zukünftige Altbau » ! Energieeffizientes, flächen- und ressourcensparendes Bauen gelingt nur über eine entsprechende Gebäudehülle.
4. Mindestens EnEV! Besser sind höhere Energiestandards
5. Holzbauten (Hybrid-, Holzrahmen oder Massivholzbau) weisen die beste Primär- und Treibhausgasbilanz auf, benötigen folglich weniger «graue Energie» (Herstellung, Wartung, Entsorgung)
6. Je besser der Energiestandard, desto weniger Energie wird während des Betriebs benötigt ist und desto mehr Anteil hat die «graue Energie» (Primärenergie Gebäude)
1. Die Herausforderung sind die Bestandsgebäude, nicht der Neubau!
75 % aller Wohngebäude in Fürth wurden vor 1995 erbaut, ein großer Anteil also vor der 1. Wärmeschutzverordnung von 1978.
Quelle: Statistisches Jahrbuch Fürth 1996
Bis dahin bewegten sich die Wärme-Endenergieverbräuche sowohl im Einfamilienhaus- (« E78 ») als auch im Mehrfamilienhausbereich (M »78 ») auf einem hohen Niveau, das heißt, viel zu viel Wärmeenergie geht dort verloren. Auf der Modernisierung dieser Gebäude muss der Fokus liegen, um nennenswerte Fortschritte beim Klimaschutz zu machen.
2. Effizienz ist Schlüssel für Technologieneutralität
« Um den Ausstoß von Treibhausgasen aus deutschen Schornsteinen bis 2030 zu halbieren, führt kein Weg an deutlich effizienteren Gebäuden vorbei. Sie sind der Schlüssel für eine kostengünstige Wärmewende. Ohne zusätzliche Anstrengungen beim Dämmen kostet es nicht nur rund acht Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich, das Klimaschutzziel zu erreichen. Dieser Weg setzt auch unrealistisch hohe Importe von aus Strom produzierten Brennstoffen voraus.
„Effizienz ist der Schlüssel, mit dem Deutschland seine verbindlichen Klimaschutzziele kostengünstig erreichen kann. Es bringt nichts, auf einzelne klimafreundliche Wärmetechnologien zu schielen, denn für ein Entweder-Oder ist es nach den Jahren des Zauderns im Gebäudeklimaschutz zu spät. Die Wärmewende gelingt nur, wenn alle Technologien flächendeckend zum Einsatz kommen und zwar in effizienten Gebäuden. Dafür ist eine ambitionierte Effizienzpolitik die Voraussetzung“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.
« Höhere Dämmstandards von Gebäuden steigern zudem fast immer auch deren Wohn- und Immobilienwert. „Ein zugiges Haus bleibt ein zugiges Haus, auch wenn es mit klimafreundlichen Brennstoffen beheizt wird. Eine gut ausgeführte Dämmung aber verwandelt es in ein behagliches Haus. Das ist nicht nur aus Kosten- und Klimaschutzgründen ein Mehrwert, sondern für die Bewohner häufig das wichtigste Argument“, sagt Graichen. »
3. « Der Neubau ist der zukünftige Altbau » ! Energieeffizientes, flächen- und ressourcensparendes Bauen gelingt nur über eine entsprechende Gebäudehülle.
« Kosten: Wer neu baut, kann zwischen teuren Premiumlösungen und einfachen Standardlösungen wählen. Oft unterscheiden sie sich auch im späteren Instandhaltungsaufwand und im Energieverbrauch. So können „teure“ Lösungen sich im Nachhinein sogar als besonders wirtschaftlich darstellen. Das gilt auch für die energetische Modernisierung. Doch Achtung: Jedes Bauwerk muss individuell gesehen werden. Es ist nicht immer so, dass sich beliebig hohe Investitionen in Nullkommanichts rechnen, z. B. durch eingesparte Heizenergie. Aber: Wer seine Außenwände richtig dämmt, trägt nicht nur aktiv zum Klimaschutz bei, sondern erhöht den Wohnkomfort, senkt die Heizkosten und steigert damit den Wert seiner Immobilie. Ungedämmte Gebäude sind heute nahezu unverkäuflich. Grundsätzlich gilt: Eine optimal gedämmte Außenwand ist in jedem Fall ein Gewinn: durch eingesparte Heizkosten genauso wie durch erhöhten Wohnkomfort und ein gesundes Wohnklima. »
Quelle: Energie-Einspar-Verordnung 2016
« Gebäude, die derzeit neu errichtet werden, sollen etwa ein Jahrhundert halten. Die verbaute Anlagentechnik hat allerdings eine deutlich kürzere Lebensdauer und muss deshalb während des Lebenszyklus eines Wohngebäudes mehrmals erneuert werden. Demgegenüber weisen die Komponenten der thermischen Gebäudehülle in der Regel deutlich größere Lebensdauern auf. Damit wir uns in Deutschland nicht umgehend den nächsten energetischen Sanierungsstau bauen, wurde die Messlatte für die Qualität der Außenbauteile von der Bundesregierung deshalb bewusst hoch gelegt. Die Meinungen über den in der EnEV verankerten energetischen Standard und dessen wirtschaftliche Realisierbarkeit gehen dabei weit auseinander. Die Materialien, Komponenten und Techniken für hocheffizientes Bauen sind aber überall verfügbar, vielfach erprobt und erfolgreich angewendet worden. Bei sachgerechter Verarbeitung, Wartung und Instandhaltung ist von einer sehr langen Lebensdauer hocheffizienter Neubauten mit funktionsgetrennten Außenwandkonstruktionen auszugehen. »
EnEV und EEWärmeG : Gesetzliche Vorgaben gelten beim Neubau und bei relevanten Umbauten
« Bei der Energiewende geht es nicht ausschließlich um einen Wechsel von Energieträgern. Auch die Gebäudehülle ist von großer Bedeutung und ist eine gute Voraussetzung für die Einhaltung der gesteckten Ziele. Gedämmte Konstruktionen sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer zeitgemäßen und zukunftsorientierten Bauweise. Bei fachgerechter Durchführung sind sie sowohl ohne Probleme als auch ohne zu erwartende Mängel umsetzbar.“
Anforderungen der derzeitig gültigen EnEV 2016 (Energieeinsparversordnung) und des EEWärmeG (Erneuerbare Energien Wärmegesetz):
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Maximal zulässiger Primärenergiebedarf
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Vorgaben zum Transmissionswärmeverlust (Wärmeverluste über Gebäudehülle) durch baulichen Wärmeschutz
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Je nach Baumaterial ist eine Wärmedämmung (fossil oder natürlich) unumgänglich
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Bei einer Wand aus hochwärmedämmenden Mauersteinen, z.B. Ziegel, mit 36,5 cm Dicke ist keine Dämmung notwendig
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Wird mit Beton oder Kalksandstein gebaut, ist eine Dämmung notwendig, weil sonst die Wand sehr dick sein müsste, um die gesetzlichen Anforderungen einzuhalten.
„Ziegel bestehen aus gebranntem Ton. Für Außenwände werden häu-fig hochwärmedämmende Ziegel verwendet. Sie erfüllen nicht nur die statischen Anforderungen, sondern dienen auch der Wärmedämmung. Ihre wärmedämmenden Eigenschaften bekommen sie aufgrund ihrer porigen Struktur und einem besonders optimierten Lochbild. Eine wei-tere Verbesserung lässt sich erzielen, wenn die in den Steinen vor-handenen Hohlkammern mit Dämmstoff gefüllt werden. Solche Steine werden als „gefüllte Steine“ bezeichnet. Mit hochwärmedämmenden Ziegeln lassen sich alle Anforderungen an den Wärmeschutz erfüllen, ohne dass eine zusätzliche Wärmedämmung notwendig ist.“
„Beton ist ein Wandbaustoff, der aus Zement und Zuschlägen besteht. Wie bei Kalksandsteinen so steht auch Beton für eine hohe Tragfähigkeit und guten Schallschutz, besitzt aber kaum wärmedämmende Eigenschaften. Für einen ausreichenden Wärmeschutz bedarf es einer zusätzlichen Dämmung, z. B. in Form eines Wärmedämm-Verbundsystems oder einer vorgemauerten Klinkerschale und zwischenliegender Wärmedämmung.“
4. Mindestens EnEV! Besser sind höhere Energiestandards
« Wer sich heute beim Bau eines Hauses mit den Mindeststandards der EnEV begnügt, läuft Gefahr, dass die neue Immobilie bereits kurz nach Fertigstellung bautechnisch überholt ist. Daher empfiehlt es sich, schon jetzt nach möglichst hohen Effizienzstandards zu bauen.
Die Mehrkosten eines energetisch höherwertigen Neubaus sind oft gar nicht so hoch und lohnen sich, insbesondere bei steigenden Energiepreisen. Zudem winken üppige Fördermittel, wenn die EnEV-Anforderungen übertroffen werden. Beispielhaft ist der bereits in vielen tausend Wohneinheiten bewährte Passivhausstandard, bei dem der Energieverbrauch weit unter den gesetzlichen Anforderungen für einen Neubau liegt.
Weitere Energiestandards sind die so genannten „KfW-Energieeffizienzhäuser“. Sie werden durch die Förderprogramme des Bundes definiert und über die KfW-Förderbank mit Zuschüssen oder zinsgünstigen Krediten unterstützt. Die EnEV definiert ein so genanntes Referenzgebäude mit vorgegebenen Standards zur Beheizung, Warmwasserbereitung und Dämmung, dessen Energiebedarf der EnEV-Mindestanforderung entspricht. Das KfW-Effizienzhaus verbraucht weniger Energie. Es zeigt durch eine Prozentzahl, wie hoch der Energieanteil ist, den es im Vergleich zur EnEV-Mindestanforderung lediglich benötigt. Dabei gilt: Je kleiner die Zahl, desto besser ist die Energieeffizienz und desto höher fällt die KfW-Förderung aus. Im Neubau ist derzeit eine Förderung für die KfW-Effizienzhaus-Standards 55, 40 oder 40 Plus möglich. Dabei entspricht das KfW-Effizienzhaus 55 in etwa einem sogenannten „Drei Liter-Haus“; das KfW-Effizienzhaus 40 verbraucht noch weniger Energie. »
Quelle: Energie-Einspar-Verordnung 2016
5. Holzbauten (Hybrid-, Holzrahmen oder Massivholzbau) weisen die beste Primär- und Treibhausgasbilanz auf, benötigen folglich weniger «graue Energie» (Herstellung, Wartung, Entsorgung)
6. Je besser der Energiestandard, desto weniger Energie wird während des Betriebs benötigt ist und desto mehr Anteil hat die «graue Energie» (Primärenergie Gebäude)
Quelle: Studie LBB Bayern: Lebenszyklusanalyse und Ökobilanz von Gebäuden